Meine Eltern waren von jeher richtige Reisefreaks. Mein Vater, als Garten- und Landschaftsbauer konnte jedoch immer nur in der Nebensaison, also im Winter richtig Urlaub nehmen und da er nicht gerne Ski fuhr und schon immer einen Faible für Wüsten hatte sind wir fast jeden Winter weit, sehr weit, geflogen. Ich war vielleicht in der dritten Klasse da überlegten sich meine Eltern nach Südafrika zu reisen…
Heute ist das ja kein Problem mehr, aber damals herrschte noch Apartheid, der Flieger durfte nicht über gewisse Länder fliegen und ein Flug nach Johannesburg dauerte 14 Stunden. Wir bekamen eine extra Woche Schulferien, damit wir vier Wochen in Südafrika verbringen konnten und dann ging es los. Mit dem Wohnmobil von Johannesburg nach Kapstadt, mit einem Schlenker über Namibia (klar, die Wüste Namib musste mein Vater doch sehen!). Leider ist mein Erinnerungsvermögen sehr schlecht und an viele Dinge kann ich mich nur deshalb erinnern, weil mein Vater akribisch Reisetagebuch geführt hat und tausende von Dias (nix da Digitalkamera, die gab´s damals noch gar nicht!) geschossen hat.
Aus diesen Dias hat er später eine Diashow zusammengestellt und sie unglaublich stimmungsvoll mit Musik unterlegt. Eine Platte (ja, damals noch von Schallplatte oder Kassette) spielte beim Soundtrack zu dieser Reise ein ganz zentrale Rolle: Graceland von Paul Simon. Jeder Song auf dieser Platte lässt in mir Bilder aufkommen, Bilder aus meiner Kindheit, Bilder aus einem der unglaublichsten Urlaube die ich je gemacht habe.
Im Sommer darauf war ich dann mit meiner Familie bei einem Konzert von Paul Simons Graceland-Tour auf der Loreley. Es war mein erstes richtiges bombastisches Konzert und ich habe es mit meiner Schwester hoch oben in einer Baumkrone verbracht! Unter freiem Himmel. Wieder ein unglaublicher Moment der mich noch mehr mit dieser Musik verschmolzen hat.
Jetzt gehe ich mal die Platte suchen, ich brauche heute unbedingt noch ein bisschen Urlaub und Kindheitserinnerungen 😉
Einen schönen Restsonntag bei diesem herrlichen Wetter
xoxo Johanna
Kivi says
Paul Simon kenne ich auch, aber live habe ich ihn nie gesehen. Das muss irre toll gewesen sein, Loreley, wow….
Beste Grüße,
Kivi
admin says
Es war der Wahnsinn!
Naomi {Fräulein Famos} says
Oh, wunderbar! Sowohl Paul Simon – bei mir auch sehr nostalgisch behaftet, wenn auch auf andere Weise -, als auch die Geschichte dazu. Meine Großeltern haben viele Jahre in Kenia bzw. später in Südafrika gelebt, sind aber Mitte der Sechziger wieder nach Deutschland zurück gegangen, auch wegen der politischen Situation. Während sie dort waren, haben sie aber auch einiges an Touren unternommen – meistens mit dem Käfer. So ist mein Opa, als er in den späten Fünfzigern in Nairobi arbeitete, mal quer von Ost nach West (oder andersrum?) gefahren. Davon haben wir auch noch kistenweise Dias. Denen fehlt zwar die musikalische Untermalung, trotzdem ist es jedes Mal wieder ein ganz besonderes Erlebnis, wenn wir die zusammen ansehen.
Und irgendwie scheint der Ruf Afrikas generationenübergreifend zu wirken – so sind meine Eltern vor kurzem nach Namibia gezogen, wodurch dann auch relativ schnell feststand, wo ich dieses Jahr meine Sommersemesterferien verbringen werde. Ein kleines Abenteuer, ich bin total gespannt… Aber genug ausgeschweift.
Ich lese sie übrigens total gern, deine sonntäglichen Songgeschichten – das wollte ich mal gesagt haben. 🙂
Dir eine schöne Woche und liebe Grüße,
Naomi
admin says
Oh, Naomi,
Du hast ja auch eine ganz wunderbare Geschichte erzählt! Und ich freue mich ganz arg, dass Du den Songtag magst!
Eine wunderbare Woche wünsche ich Dir
xoxo Johanna
Traveller says
die Rhythmen von Graceland habe ich auch immer wieder im Ohr
und im Bauch, denn dahin gehen sie bei mir sofort
ich finde es immer wieder faszinierend, wie Musikstücke mit Erinnerungen fest verknüpft sind, wie sie Situationen sofort herbeirufen können
schön, dass du von deinen erzählst
lieben Gruß
Uta
admin says
Ja, oder? Musik ist hörbare Erinnerung! So toll! Und ich erzähle sehr gerne meine Musikgeschichten 😉
GLG Johanna
Claudia says
Eine der besten Platten die ich habe! Leider wollte damals niemand mit aufs Konzert.
Liebste Grüße, Claudia
admin says
Echt schade… und die Platte kann ich auch rauf und runter hören – immer wieder!
LG Johanna