Auch wenn der Medienrummel etwas abgeebbt ist, das Thema ist immer noch Brandaktuell: die Flüchtlingskrise. Immer wieder bekomme ich schreckliche Bilder, Videos und O-Töne über Social-Media-Kanäle, Funk und Fernsehen sowie in Zeitungen und Zeitschiften zu sehen und zu hören. Jedesmal wird mir dabei ganz anders.
Ich stelle mir vor, wie es wäre in der selben Lage zu sein, wie es wäre, alles, was ich mir mein Leben lang erarbeitet und aufgebaut habe verlassen zu müssen um auf einer lebensgefährlichen Reise in eine ungewisse Zukunft zu fliehen. Welche Angst ich um meine Kinder hätte und wie schrecklich es sein muss, nach all dem, auch noch dafür gehasst und beschimpft zu werden, dass man sein Leben retten wollte.
Und dann sitze ich hier, in meinem warmen, gemütlichen Wohnzimmer an meinem Laptop und denke: wie kann ich helfen? Wenigstens ein bisschen, zumindest etwas. Nicht um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, sondern weil ich zeigen will, dass mir das alles nicht egal ist.
Ich organisieren hier in meiner Gemeinde einen wöchentlichen Nähtreff und vor Weihnachten haben wir schon einmal in einer Näh-Aktion an vier Abenden Mini-Deckis genäht. Mini-Decki? Häh? Was soll das sein? Mini-Deckis sind Decken, die aus Stoffresten (z.B. Kinderbettwäsche, Vorhängen etc.) und Inletts genäht werden. Sie werden an Flüchtlingskinder verschenkt. Etwas, was das Kind behalten darf, womit es weiter ziehen kann – wohin auch immer. Ob in die nächste Flüchtlingsunterkunft oder endlich in ein richtiges Zuhause. Die Decke bleibt, sie kommt mit. Sie ist ein Reisebegleiter, eine Konstante, etwas eigenes das man behalten darf, etwas zum Einkuscheln, die Decke über den Kopf ziehen, Verstecken oder Spielen. Auf der Homepage von Mini-Decki.de wird es so beschreiben: „Es ist eine Geste, ein Zeichen für die Kinder. Sie steht für Sicherheit, Geborgenheit, Vertrauen und Anerkennung. Wir wollen ihnen sagen: „Hier bist du willkommen!“
Die Aktion wurde von einer Schweizerin initiiert und hat auch hier in Deutschland viele tolle UnterstützerInnen und OrganisatorInnen. Zum Beispiel Ina aus Groß-Gerau. Sie hat unsere Decken angenommen und dorthin verteilt, wo sie gebraucht wurden. Danke dafür!
Und letzen Samstag haben wir dann noch mal eine Aktion gemacht. Sechs Stunden haben wir genäht, gesteckt, zugeschnitten und gewendet – herausgekommen sind 25 wunderschöne Mini-Deckis! Mein Freundin Arnika aus Jugendzeiten kam trotz Krankheit und brachte wunderschöne Kinderstoffe mit, Iris ließ ihre Overlock heisslaufen, zwei Freundinnen steckten wie die Weltmeisterinnen und unsere Donnerstagsabend-Nähcrew Nicole und Claudia, haben im Akkord genäht. Tausend Dank an alle!!!
Jeder hat was zum Futtern mitgebracht und so war auch für das leibliche Wohl gesorgt.
Gegen Ende hat sich dann auch noch meine Familie dazugesellt (nachdem das väterliche Bespaßungsprogramm ausgelaufen war 😉 ) und hat beim Abbau und Abtransport der Decken geholfen. Und wenn ich das Bild meiner glücklichen Kinder sehe, die eifrig und mit strahlenden Augen die Decken zum Auto tragen, wünsche ich mir, dass auch die Kinder die diese Decken bekommen einen Moment des Glücks erleben und dass Ihnen die Decken etwas von der Zuversicht geben können, die wir für sie hineingesteckt haben.
In diesem Sinne: „Spread the Word – Sag es weiter“. Vielleicht hast du ja auch Lust ein paar Decken zu nähen, Stoffe abzugeben oder ein bisschen Geld für Inletts, Labels oder Transport zu spenden? Auf minidecki.de findest du alle Infos dazu.
Ich wünsche dir eine kreative Woche
Steph says
Super Sache! Ich habe auch schon welche genäht, geht wirklich relativ schnell und ist ein gutes Ergebnis. Eure Decken sind toll geworden!
Biggi says
Wow, wart ihr fleißig! Und schöön sind sie geworden eure Deckis.
Ich finde die Aktion auch total klasse. Bei uns im Ort habe ich schon alle Schulen zum Mitnähen animiert und selbst habe ich auch schon acht Deckis genäht. 🙂
Liebe Grüße
Biggi
Nicole says
Toller Artikel! Und wäre super wenn wir im April noch einen Termin hin bekommen… Und sind wir mal ehrlich, es bringt ja auch echt Spaß!
Julia says
Wundervolles Projekt! Super, dass ihr das macht! Ich nähe ja selbst seit September mit Flüchtlingen und dieses Ehrenamt hat mich unglaublich bereichert. Ich freue mich immer, wenn ich von anderen schönen Projekten und offenen und aktiven Mitmenschen höre <3
Liebe Grüße,
Julia